Tanzperformance STOLPERSTEINE BEWEGEN
TUFA Trier – Großer SaalTanz

von Laura Evangelisti und Beatrice Risiglione
Programm:
Begrüßung Dr. Johannes Verbeek (Kulturverein Kürenz e.V.)
Vortrag Thomas Zuche (AG Frieden Trier)
Einführung in die Performance Dr. Johannes Verbeek
Tanzperformance Laura Evangelisti und Beatrice Risiglione
Pause
Diskussion mit dem Publikum und den Beteiligten
Tanz-Performance
STOLPERSTEINE BEWEGEN ist die erste Inszenierung mit den Mitteln des Ausdruckstanzes, die den Gedanken von Gunter Demnig aufgreift, Stolpersteine als ‚lebendige Skulptur‘ zu verstehen.
Über die Gedenksteine stolpern viele zunächst mit den Augen, dann stellen sie sich Fragen zu den Inschriften, um sich der Opferbiographien anzunehmen. Dies geschieht durch Nachforschungen und Auseinandersetzung mit den historischen Gegebenheiten vor Ort, so auch in Trier. Von ihrer Begegnung mit Stolpersteinen und diesen Schicksalen erzählt die Tanzperformance von Laura Evangelisti und Beatrice Risiglione.
Zum Beispiel die Geschichte von Aurelia, genannt Orli, die aus einer kommunistisch geprägten Trierer Familie stammt, verhaftet, gefoltert und schließlich in das Konzentrationslager Ravensbrück verlegt wurde. Schwer traumatisiert überlebte sie, starb aber wenige Jahre nach Kriegende an ihren seelischen Verwundungen.
Oder Henriette von Detten, die als junge Frau bereits 1924 in die Psychiatrische Klinik nach Andernach eingewiesen wurde, dort 16 Jahre lebte, von ihrer Familie fast vergessen war, bis sie 1942 im Rahmen der ‚Aktion T4‘ in Hadamar ermordet wurde. Der Familie wurde mitgeteilt, sie wäre eines natürlichen Todes gestorben.
Der Lyriker Paul Celan überlebte als Jude den Holocaust. Er setzte sich mit dem unmenschlichen Schicksal, das seine jüdischen Verwandten in den Konzentrationslagern erlitten, auseinander. Sein Gedicht ‚Todesfuge‘ ist das in Worte gefasste Zeugnis seiner traumatischen Erinnerungen an Auschwitz. Es wurde mehrmals vertont und oft interpretiert. Magarete und Sulamith werden als Charaktere auf der Bühne gegenwärtig.
Roma und Sinti wurden von den Nationalsozialisten ebenso wie Juden als „fremdrassig“ betrachtet. Trierer Sintifamilien werden 1940 nach Köln abtransportiert und in Sammellagern untergebracht, bevor sie in Konzentrationslagern deportiert werden.
Das musikalische Repertoire der Performance umfasst Auszüge aus klassischen und modernen Kompositionen sowie aus berühmten Soundtracks von Williams und Perlmann, Sequenzen von Bach, Chopin, Raditsching, Faaraò sowie Gipsy-Musik.
Die Tanz-Performance STOLPERSTEINE BEWEGEN wird durch die Stadt Trier und das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Choreografie und Tanz
LAURA EVANGELISTI, 24 Jahre alt, begann ihre Tanzausbildung in Bologna in Italien. Verschiedene Workshops und Meisterklassen in Reggio Emilia, Chiasso und Florenz führten sie u.a. an die in Italien stattfindenden Sommerkurse der Staatlichen Ballettschule Berlin. 2019 wurde sie von Roberto Scafati für das Trierer Theater engagiert, an dem sie bis heute Mitglied des Tanzensembles ist. Aus ihrem Heimatland Italien kannte Laura Evangelisti bereits Gedenktage an den Holocaust. In Deutschland lernte sie bei einer Stolpersteinverlegung in Trier die dezentrale Erinnerungskultur kennen und ließ sich von der Idee inspirieren, mit den Mitteln des Tanzes sich der tragischen Biografien anzunähern.
BEATRICE RISIGLIONE, 23 Jahre alt, begann ihre Tanzausbildung in Bergamo, Lausanne und Paris. In München studierte sie Contemporary Dance, choreografierte für Festivals, Workshops und verschiedene Firmenaufträge. In der Saison 2022/23 tanzte sie unter Leitung von Robert Scafati im Tanzensemble am Theater Trier, 2023/24 arbeitet sie als Choreografin und Tänzerin an einer Produktion des Schauspielensembles. Beatrice Risiglione ließ sich anrühren von den zerstörten Lebensgeschichten und unerfüllten Träumen, die sich hinter den Inschriften der Stolpersteine verbergen. Die Namen trägt sie in ihr Notizbuch ein, um sich mit den Lebensgeschichten auseinanderzusetzen und durch Kunst gegen das Vergessen anzugehen.
Vortrag von Thomas Zuche, Arbeitskreis „Trier im Nationalsozialismus“ der AG Frieden Trier
Gunter Demnig und sein Stolperstein-Projekt in Trier
Den Trierer Opfern des Nationalsozialismus ihren Namen wiedergeben. Das ist das Ziel des Kulturverein Kürenz e.V. und der Arbeitsgemeinschaft Frieden. Beide haben 2005 das Projekt Stolpersteine des Berliner Künstlers Gunter Demnig in die Moselstadt geholt. Seither sind 370 Steine ins Trierer Straßenpflaster gelegt worden – in ganz Deutschland und in einigen anderen Ländern sind es mittlerweile über 100.000! Stolpersteine – das Projekt hat sich zu einem der herausragenden Erinnerungs¬projekte der Gegenwart entwickelt.
Thomas Zuche, einer der Trierer Mitinitiatoren berichtet in einem 30-minütigen Vortrag über einige Facetten des Projekts: Über die Anfänge in der Moselstadt, über Akteure und ihre Ziele, über Widerstände und Erfolge und über mögliche Perspektiven.
Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor bzw. tragen die Autoren Verantwortung.
Neben der Förderung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“ und der Stadt Trier möchten wir uns ausdrücklich auch beim Theater Trier sowie bei den Verantwortlichen in der TuFa Trier für die vielfältige Unterstützung bedanken.
Fotos: Nikole Metzdorf
Großer Saal | Veranstalter: Kulturverein Trier Kürenz e.V. | Eintritt frei